Silvia Groissmaier
Expert*innen ins Spotlight
💡Silvia Groissmaier💡
Aufgewachsen bin ich in einer Familie mit Technikern. Mein Vater war selbständiger Zivilingenieur und hatte im Dachgeschoss unseres Hauses sein Büro mit anfänglich einer Hand voll Mitarbeiter*innen. Meinen ersten Plan – einer Kläranlage übrigens – habe ich somit gesehen, noch bevor ich Schreiben gelernt habe. Und auch so mancher Wochenendausflug beinhaltete den Besuch einer Baustelle, von Kläranlagen natürlich. Aber die Rollenverteilung war klar, die Männer waren die Techniker, meine Mutter – die einzige Frau im Büro – war die Sekretärin und Buchhalterin.
Mein Rollenbild war dadurch stark geprägt und obwohl ich einige Ausbildungen und Studien absolviert habe, war nichts in Richtung MINT dabei. Aber es hat mich auch geprägt, dass nichts dabei ist, wenn man die einzige Frau unter lauter Männern ist. Und so hat mich mein Berufsweg – zufällig oder nicht – doch in eine technische Branche, den öffentlichen Verkehr verschlagen. Als ich 2008 bei der NÖVOG angefangen habe, war es ein kleines Büro mit 10 Mitarbeiter*innen, das in erster Linie Planungs- und Kontrollaufgaben für durch das Land NÖ beauftragte Verkehre (z.B. Regionalverkehre mit Bahn sowie durch die Wieselbusse) wahrnahm.
Mit der Grundsatzvereinbarung zwischen Bund, Land NÖ und ÖBB zur Übergabe einiger Regionalbahnen an das Land 2010, änderte sich der Aufgabenbereich der NÖVOG, die mit der Betriebsführung dieser Bahnen beauftragt wurde, gravierend. Die Anzahl der Mitarbeiter*innen wuchs rasant und unser damaliger Geschäftsführer forcierte die Erhöhung der Frauenquote, sowohl bei Führungsfunktionen als auch bei betrieblichen Funktionen, die bei der Übernahme ausschließlich durch männliches, von der ÖBB geleastes Personal wahrgenommen wurden. Später einmal hat er mir verraten, dass er das deshalb gemacht hat, weil seiner Erfahrung nach die Frauen härter arbeiten.
2011 übernahm ich federführend den Aufbau und die Einführung eines integrierten Sicherheits- und Qualitätsmanagementsystems und die Leitung der damals neu gegründeten Stabstelle Qualitätsmanagement. 2016 habe ich dann die Zertifizierung zur Qualitätsmanagerin bestanden und 2021 auch die Zertifizierung zur Umweltbeauftragten gemacht.
Interesse an der Sache, persönliches Engagement, miteinander statt gegeneinander arbeiten und natürlich Hartnäckigkeit sowie der Wille sich immer weiterzubilden und weiterzuentwickeln haben dazu geführt, dass ich inzwischen viel Respekt und Anerkennung in der Firma erfahre. Die NÖVOG, die mittlerweile unter der Dachmarke Niederösterreich Bahnen zu einer kleinen Unternehmensgruppe mit ca. 350 Mitarbeiter*innen angewachsen ist, hat nicht nur einen stolzen Frauenanteil von ca. 37% (lt. Einkommensbericht 2020), seit Herbst 2018 wird sogar die Geschäftsführung von einer Frau wahrgenommen. Und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.