Mastering Challenge: Im Gespräch mit Sabine Herlitschka - Nachlese
Agenda Bahnindustrie Frauen* im Gespräch mit…
Dr. Sabine E. Herlitschka
"Zukunft passiert nicht, die Zukunft haben wir in der Hand"
Pünktlich erscheint Dr. Sabine Herlitschka in den Büroräumlichkeiten von ALSTOM um in einer weiteren Folge der Agenda Bahnindustrie Frauen* „Im Gespräch mit…“ über Aktuelles, Zukünftiges und aber auch Vergangenes mit Agenda Bahnindustrie Frauen* Präsidentin Sigrid Lumetsberger zu plaudern.
Zahlreiche Grußformeln seit Beginn der Corona-Krise, angefangen von fist bumps, über Lufthandzeichen hin zu Fußgesten, kennen wir nun schon, der kreative vulkanische Gruß von Dr. Herlitschka hat eine besondere Ausnahme dargestellt und gleich zu Beginn für Schmunzeln gesorgt. Diese herzliche Atmosphäre hat sich in dem rund 1-stündigen Gespräch fortgesetzt. Offen hat die Top Managerin über ihre Herausforderungen als Führungskraft und die damit einhergehenden Verantwortungen gesprochen. Ihr Leitsatz „man wächst mit den Herausforderungen“ ist in ihrem Fall kein bloßes Lippenbekenntnis sondern Lebenseinstellung. Die Leidenschaft, das Engagement und das Funkeln in den Augen, wenn sie über ihren Arbeitsalltag spricht, nimmt man ihr sofort ab.
Wenn es um Diversität geht, um Ziele, die es gilt in diesem Bereich zu erreichen wird sie dennoch ernst. „Diversität ist nie einfach, allerdings steigert sie in jedem Fall die Wettbewerbsfähigkeit“. Diversität ist keine Einbahnstraße und schon gar nicht nur auf das Geschlecht bezogen. Sabine Herlitschka ist davon überzeugt, dass „Erfolge heutzutage immer Teamerfolge sind. Die Zeiten der „Einzelcowboys“ sind vorbei…“ und vermittelt somit eindrucksvoll die Gründe für den Erfolg ihres Unternehmens, Infineon. Seit über 50 Jahren agiert dieses nachhaltig und mit innovativen Produkten in Österreich und darf sich zurecht als Vorreiter der Digitalisierung bezeichnen. Heute ist es mit Leistungselektronik „Tech for green“ lautet Herlitschka’s Ansatz, „green Tech ist zu klein gedacht.“
Auch als Vizepräsidentin der österreichischen Industriellenvereinigung (IV) setzt sie wichtige Akzente im Bereich Chancengerechtigkeit. 40 % aller Ausschüsse und Task-Force Gruppen innerhalb der IV werden nun von Frauen geleitet. Überall dort wo sie in die Verantwortung kommt, folgt sie ihrem Arbeitsethos: „Konsens suchen, finden und umsetzen.“ Auf diesem Weg kann man Veränderung vorantreiben und die dringend notwendigen Schritte im Bereich Diversität setzen. „Manchmal ist es leichter, manchmal schwerer, aber immer ist es wichtig Impulse zu geben.“ erklärt sie ihren unermüdlichen Einsatz. Wie würde sie sich denn selbst beschreiben fragt Sigrid Lumetsberger und erhält wie aus der Pistole geschossen die Antwort: „gnadenlose Pragmatikerin“, und die Frage was sie jungen Frauen die am Anfang ihrer Karriere stehen raten würde, wird ebenso schnell wie bestimmt geantwortet: Ausprobieren, besonders wenn es um Aufbrechen von Rollenklischees geht, Konsequenz und Hartnäckigkeit, Leichtigkeit im Umgang und eine große Portion an Gestaltungsanspruch.
Für die Bahnindustrie in Österreich hatte die seit den 1980er Jahren leidenschaftliche Zugfahrerin nur lobende Worte. „In Österreich ist uns sehr viel gelungen, darauf können wir zu Recht stolz sein. Wann immer ich mit internationalen Kolleg:innen spreche (oder auch selbst die Bahnen in europäischen Ländern nutze), sieht und erlebt man neidvolle Blicke und Gesten nach Österreich.“ Die ÖBB gelten vielerorts als Vorbild. Das Klimaticket ist nur eine Besonderheit die sie lobend hervorstreicht.
Der bekennenden Quotenbefürworterin ist es im Übrigen egal, ob sie jemand als Quotenfrau sieht, bis kein wirksameres Mittel gefunden wird, müssen wir uns wohl darauf verlassen, dass die Quote wirkt…und wir sehen bei vielen Beispielen, dass sie das tut. Quote bedeutet schliesslich nur, dass Chancen entstehen und Türen aufgehen, durchgehen und die Chancen nutzen muss jeder und jede selber. Und ihre Frau und seinen Mann muss jeder Mensch selber stehen, da hilft auch keine Quote.
Kurz gefragt, kurz geantwortet
Was fordert sie abseits der Arbeit – das Geige spielen (Anm.: vor 2 Jahren hat sie damit begonnen)
Was mag sie in Meetings gar nicht – Pfauenräder
Wie findet Sie neben Ihrer Arbeit Ausgleich – durch Sport. Seit 2 Jahren geht sie beinahe täglich Laufen.
Titel einer möglichen Autobiographie – ich verspüre keinen Drang einer Autobiographie